Radionuklidtechnik und Einlaufverhalten
Verschleiß und Verschleißraten
Verschleiß und Verschleißraten werden in verschiedensten Einheiten angegeben. Häufig ist der Volumenverlust über den Gleitweg (oft in mm³/m) oder auch - nach Archard (1953) - der Verschleißkoeffizient angegeben, der den Volumenverlust auf den Verschleißweg und die Normalkraft bezieht (gewöhnlich in mm³/(N m)). Weniger häufig ist auch die Angabe der Verschleißtiefe über die Zeit, dann gewöhnlich in nm/h, zu finden.
Verschleißraten werden in die Bereiche hohen („severe wear“) und niedrigen Verschleißes („mild wear“) eingeteilt. Der Bereich niedrigen Verschleißes ist dadurch gekennzeichnet, dass die entstehenden Verschleißteilchen oxidiert und mit bis zu etwa einem Mikrometer Größe deutlich kleiner sind als Verschleißteilchen im Bereich des Hochverschleißes, die metallisch und in Größen über 20 µm vorliegen. Eine Erweiterung dieser Definition auf niedrigste Verschleißraten bezieht die in diesem Bereich vorherrschende Verschleißteilchengröße im Submikrometer- und Nanometerbereich mit ein.
Alpas u. a. (J. Zhang und A.T. Alpas 1997; M. Chen und A.T. Alpas 2008) definieren verschiedene Verschleißratenbereiche mit hohen (über 10-2 mm3/m), niedrigen (10-3 mm3/m bis 10-4 mm3/m) und niedrigsten Verschleißraten (kleiner 10-4 mm3/m). Dabei ist anzumerken, dass auch Verschleißraten im niedrigen Verschleißratenregime zu hoch für die allermeisten Anwendungen im Maschinenbau sind.
Reibung und Verschleiß tribologischer Systeme sind in vielen Fällen nicht stationär und von vielen Faktoren abhängig. Während die Reibungskräfte während des Versuchs zumindest an Tribometern einfach zugänglich sind, ist die Messung des Verschleißes über den Versuchsverlauf technisch schwieriger umzusetzen, vor allem, wenn es sich um tribologische Systeme im niedrigsten Verschleißratenregime handelt.
Die Radionuklidtechnik (RNT) ist eine technische Lösung, um niedrigste Verschleißraten auch über den Versuchsverlauf aufzulösen. Verschleißmessung über RNT ist ausführlich von Scherge u. a. (2003) beschrieben. Im Folgenden wird die Messung über das Konzentrationsmessverfahren kurz beschrieben, da diese Methode am Fraunhofer IWM am häufigsten zur Anwendung kommt. (Abb. 1)
Beim Konzentrationsmessverfahren wird die Konzentration der Verschleißteilchen anhand der im Öl gemessenen Aktivität bestimmt. Hier wird ein Messsystem mit einer Konzentrationsmessanlage (KMA) für die Messung der Aktivität der Verschleißteilchen im Öl und einer Referenzmessanlage (RMA) betrieben. Mit der RMA erfolgt die Messung einer auf ein Mikrogramm genau ausgewogenen Kalibrierprobe zur Korrektur der Halbwertszeit. Über die Kalibrierprobe wird der im Öl gemessenen Aktivität auch die Masse an Verschleißteilchen zugeordnet, die sich zum Messzeitpunkt im Öl befindet.
Für eine Einordnung der Verschleißrate in nm/h, wie sie an einem typischen Stift-Scheibe-Tribometer gemessen werden kann, in die Größenordnung anderer, typischer Verschleißeinheiten sind diese in Tabelle 1 gegenüber gestellt.
Einheit |
nm/h |
mm³/m |
mm³/(N·m) |
Wert |
10 |
10-8 |
2·10-11 |