Für die Simulation des Pulverpressens sind genaue Modellparameter erforderlich. In der Literatur sind meist nur vereinfachte Beschreibungen für die Versuche und die Bestimmung der Modellparameter angegeben und wichtige Details fehlen. Die Durchführung und Auswertung der entsprechenden Versuche für die Bestimmung der Modellparameter ist jedoch nicht trivial, da neben der reinen Verdichtung auch die Pulverreibung sowie die elastische Verformung der Prüfapparatur berücksichtigt werden müssen. Die Ermittlung realistischer Modellparameter ist eine unserer Kernkompetenzen. Sie wollen Ihre eigenen Simulationen durchführen? Mit unseren Modellparametern ermöglichen wir Ihnen, Ihr eigener Simulationsexperte zu werden.
In vielen industriellen Anwendungen ist es wichtig, eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Dichte im gepressten Grünling zu erreichen. Aufgrund der Wandreibung lassen sich jedoch gewisse Dichtegradienten nicht vermeiden. Insbesondere beim Pressen komplexer Bauteile sind die Zusammenhänge zwischen den Pulvereigenschaften und dem Pressablauf nicht trivial. Um dies besser zu verstehen, verwenden wir am Fraunhofer IWM modernste Simulationsmethoden. Beispielsweise wurde ein kontinuumsmechanisches Materialmodell entwickelt, das in das Finite-Element-Programm Abaqus® integriert wurde. Mit Hilfe dieses Modells können wir vorhersagen, wie sich die lokal variierende Dichte im Bauteil während des Pressvorgangs ändert. Hierüber verstehen wir die Gründe für die Besonderheiten z.B. beim Füllen von Hinterschneidungen. Begleitend dazu führen wir Simulationen auf Pulverebene durch, um einzelne Mechanismen wie anisotrope Fließgrenzen oder beginnende Rissbildung zu untersuchen. Diese Informationen erlauben es uns noch genauere Materialmodelle zu entwickeln und den Prozess umfassend zu beschreiben.
Bei der pulvertechnologischen Formgebung von Bauteilen ist das Trockenpressen für viele Werkstoffe etabliert. Komplexe Bauteilformen stellen jedoch hohe Anforderungen an die Presstechnologie und bringen eigene Herausforderungen mit wie z.B. Verzüge aufgrund von Gründichtegradienten sowie Risse nach dem Ausstoßen oder dem Brand. Die am Fraunhofer IWM entwickelte Simulationsmethode erlaubt quantitative Vorhersagen der Gründichteverteilung und des daraus resultierenden Sinterverzugs. Mit diesen Informationen können Werkzeugformen und Presspläne schon im Vorfeld des Werkzeugbaus optimiert und Vorschläge zur Verbesserung der Fertigteile gemacht werden. Dabei ist eine sorgfältige Auswahl der Modellparameter und eine geeignete Validierung der Simulationsergebnisse unsere Stärke.
Beim ersten Schritt des Trockenpressens, dem Befüllen der Matrize, können aufgrund der Fließfähigkeit des Pulvers oder des Matrizendesigns Ungleichmäßigkeiten oder unvollständige Füllungen auftreten. Dies beeinträchtigt den Erfolg des Prozesses. Am Fraunhofer IWM wurde eine Simulationsmethode namens SimPARTIX entwickelt, die auf der Diskrete-Elemente-Methode (DEM) basiert. Mit dieser Methode können solche Vorgänge vorab am Computer analysiert werden. Es ist hierüber möglich, den Einfluss der Füllgeschwindigkeit oder des Füllschuhdesigns auf das Ergebnis des Befüllens zu untersuchen. Neben der Bestimmung der benötigten Modellparameter liegt dabei die Expertise des Fraunhofer IWM auch in der Entwicklung spezialisierter komplexer Wechselwirkungsgesetze zwischen den Pulverkörnern, die an das jeweilige Fließverhalten angepasst sind.
Bei der additiven Fertigung mit sinterbasierten Verfahren können beim Brand aufgrund von Schwerkrafteinflüssen oder schwindungsinduzierten Reibungseffekten auf der Sinterunterlage Abweichungen von der gewünschten Form auftreten. Diese Verformung kann vorhergesagt werden. Im Gegensatz zu klassischen Formgebungsverfahren, bei denen die Kompensation solcher unerwünschten Abweichungen oft aufwändig ist, kann bei additiven Fertigungsverfahren eine entsprechende Kompensation beim Bauprozess im Prinzip einfach berücksichtigt werden. Das Fraunhofer IWM hat deswegen eine Simulationsmethode entwickelt, die die erforderliche Druckgeometrie durch Simulation eines »inversen« Sinterprozesses automatisiert bestimmt.
Beim heißisostatischen Pressen oder dem Sinterformen wird der keramische oder metallische Grünkörper während des Sinterns durch äußeren Druck zusätzlich verdichtet. Am Fraunhofer IWM wurden spezielle Simulationsmodelle entwickelt, um diesen Vorgang im Detail nachzustellen. Dadurch kann beispielsweise die Verformung der Kapsel beim heißisostatischen Pressen vorhergesagt werden. Diese Simulationen ermöglichen es, unerwünschte Verzüge bereits im Design der Kapsel zu kompensieren.
Pulvertechnologisch hergestellte poröse Werkstoffe wie Sinterstähle besitzen charakteristische Eigenschaften, die bei Simulationen z.B. des Einsatzverhaltens eine besondere Beschreibung erfordern. Am Fraunhofer IWM wurden entsprechende Werkstoffmodelle basierend auf dem Gurson-Modell (Gologanu, Ponte-Castaneda) in das FE-Programm Abaqus® implementiert. Mit diesen Modellen können sowohl Prozessschritte zur Eigenschaftsoptimierung nach dem Sintern wie das Oberflächenverdichten von Zahnrädern durch Rollieren als auch das spätere Einsatzverhalten unter Berücksichtigung der lokalen Lebensdauer simuliert werden.
Keramische Mehrlagenstrukturen sind die Basis für zahlreiche Anwendungen wie Sensoren oder mikroelektronische Schaltungen. Dabei werden mehrere mit unterschiedlichen Edelmetallpasten bedruckte Keramikfolien übereinandergestapelt, laminiert und zusammen gesintert. Ein häufiges Problem ist der beim gemeinsamen Sintern auftretende Bauteilverzug, der aufgrund unterschiedlicher Schwindungen entsteht. Durch Einsatz detaillierter Sintermodelle und Simulation der teilweise komplex bedruckten Schichtverbünde wurden am Fraunhofer IWM die Grundlagen geschaffen, um diesen unerwünschten Verzug durch gezielte Material- und Designänderungen zu minimieren.