Funktionsflächen durch adiabatische Hochgeschwindigkeitsprozesse: Mikrostruktur, Mechanismen und Modellentwicklung – FUNDAM³ENT (DFG-FOR 5380)
Das Hochgeschwindigkeitsscherschneiden (HGSS) stellt eine ökonomisch und ökologisch interessante Alternative zu konventionellen Schneidverfahren wie Normal-, Fein- oder Laserschneiden dar. Insbesondere für hoch- und ultrahochfeste Stähle, aber auch für Leichtmetalle birgt das HGSS großes Potenzial bezüglich der Erzeugung von Schnittflächen, die ohne weitere mechanische, thermische oder thermochemische Nachbearbeitungsschritte direkt als Funktionsflächen einsetzbar sind. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich beim HGSS in Abhängigkeit vom Werkstoff und den Prozessparametern adiabatische Scherbänder (ASB) bilden können, in denen dann die Werkstofftrennung stattfindet.
Die Forschungsgruppe FUNDAM³ENT widmet sich in einem disziplinübergreifenden Verbund der Erforschung der werkstoff- und prozessseitigen Einflussfaktoren auf die Bildung von ASB beim HGSS. Die Forschungsgruppe besteht insgesamt aus sechs Forschungsstellen, die sich gegenseitig umfassend bei den geplanten Untersuchungen unterstützen. Beteiligt sind dabei drei Forschungsstellen mit den Schwerpunkten Werkstoff und Werkstoffsimulation – Fraunhofer IWM sowie LWW und WOT (TU Chemnitz) – sowie drei weitere Forschungsstellen mit den Schwerpunkten Prozess und Prozesssimulation – IUL (TU Dortmund), Fraunhofer IWU und UTG (TU München). Im Fokus des Fraunhofer IWM-Teilprojekts steht die Entwicklung von numerischen Modellierungsansätzen, um die Entstehung und Ausbreitung von ASB beim HGSS sowie die Mikrostrukturentwicklung innerhalb des ASB zu beschreiben.
Unter Berücksichtigung experimenteller Daten soll durch die Verknüpfung von thermo-mechanischen und mikrostrukturellen Simulationsansätzen ein grundlegendes Verständnis der für die ASB-Bildung relevanten Mechanismen erarbeitet und daraus ein Modell der ASB-Bildung beim HGSS für die betrachteten Werkstoffe entwickelt, implementiert, validiert und an realen Prozessen angewendet werden. Damit kann der HGSS-Prozess besser analysiert, bewertet und verstanden, sowie die Prozessoptimierung unterstützt werden. Darüber hinaus werden Aussagen über das sich bildende ASB und über die zu erwartenden Eigenschaften der Schnittkante möglich.
Weiterführende Informationen zur DFG-Forschungsgruppe 5380