Tribologische Bauteilprüfung und Systemanalyse

Ressourcenschonung und Energieeffizienz machen Reibung und Verschleiß zum Wettbewerbs- und Nachhaltigkeitsfaktor. Eine optimale werkstofftechnologische Strategie, setzt voraus, die Reibpartner, die eingesetzten Schmierstoffe und die Beanspruchungen des tribologischen Systems genau zu kennen und zu verstehen. Hier setzen wir an: Mit Experimenten, Simulationen und Analytik schaffen wir ein fundiertes Verständnis zu den Mechanismen im Reibspalt und den daraus resultieren Reibwerten und Verschleißraten unter Einsatzbedingungen. Darauf aufbauend zielen unsere Projekte auf die Entwicklung nachhaltiger, robuster und steuerbarer tribologischer Systeme. Ein Grundvoraussetzung für die Bewertung und Verbesserung von tribologischen Systemen ist eine Systemanalyse, in der die zusammenwirkenden Stoffe und die Beanspruchungen systematisch beschrieben werden. Unser Anspruch ist, Bauteile unter komplexen und herausfordernden Bedingungen effektiv vor Verschleiß schützen und die Energie- und Ressourceneffizienz von technischen Systemen zu verbessern.

Anwendungsfelder und Herausforderungen

 

Hochtemperaturtribologie
 

Ob in Antrieben, in Fertigungsprozessen oder der Energieerzeugung, überall müssen Reibkontakte auch bei unzureichender Schmierung zuverlässig funktionieren. Häufig begrenzen hohe Temperaturen die Leistungsfähigkeit reibbelasteter Systeme. Thermische Effekte in Tribosystemen verstehen und beeinflussen zu können, ist Voraussetzung, um das tribologische Verhalten zu optimieren.

 

Wasserstofftribologie
 

Der Einsatz wasserstoffhaltiger Gase in Verbrennungsmotoren nimmt zu. In Kraftwerken wird immer mehr Energie durch H2-Verbrennung erzeugt. Auf Lager und Dichtungen in Pumpen und Kompressoren für den Transport von Wasserstoff kommen neue Beanspruchungen zu. Tribosysteme im Kontakt mit Wasserstoff zu beherrschen, ist einer der Schlüssel, die über den Erfolg der Energiewende entscheiden. 

 

Elektrotribologie


Elektrische Spannungen in Lagern, Dichtungen oder Getrieben von Windkraftanlagen oder der Elektromobilität, können die eingesetzten Schmierstoffe beeinträchtigen, Schäden verursachen und die Lebensdauer der Systeme herabsetzen. Andererseits können durch elektrische Spannungen die Reibeigenschaften gesteuert werden. Wir klären elektrische Effekte in Tribosystemen auf, kontrollieren diese und nutzen sie.

 

Nachhaltige Schmierstoffe


Schmierstoffe auf Wasserbasis sind umweltfreundlich und effektiv. Schließlich ist Wasser weniger zähflüssig als Öl. Die Nachteile von Wasser sind der begrenzte Einsatz-Temperaturbereich und die Korrosion. Letzteres war bisher das Ko-Kriterium. Wir entwickeln Lösungen, um Wasser mit Additiven schmierstofftauglich zu machen und die Korrosion zu verhindern.

 

Polymertribologie


Die Vorteile geschmierter Kunststoffe für Gleit- und Wälzlager sind immens: Geräuschdämpfung, Dehnfähigkeit, Wirtschaftlichkeit. Die Tribologie von Polymeren ist allerdings komplex: Schmierstoffe können zu unerwartetem Reibungs- und Verschleißverhalten führen, Elastomere zeigen in einer aggressiven Atmosphäre höhere Verschleißraten. Wir schaffen die Grundlage für zuverlässige polymere Tribosysteme.

 

Biomedizinische Materialien


Hüftgelenksprothesen, Knochenzemente oder Dentalimplantate müssen Millionen von Lastzyklen überstehen. Knochenzemente sollten unter Last keine kritischen Kriechverformungen aufweisen. Eine Mikroknochenschraube soll beim Einschrauben schnell und definiert »greifen«. Die Kombination von zuverlässiger Mechanik und Tribologie ist erfolgsentscheidend für den sicheren Einsatz. 

 

Hochleistungskeramik


Keramische Werkstoffe sind metallischen Werkstoffen oder Polymeren in vielen herausfordernden Anwendungen überlegen. Es muss jedoch gewährleistet werden, dass die im Einsatz auftretenden Bauteilbelastungen innerhalb definierter Grenzen liegen. Zur Einsatzbewertung der Hochleistungskeramiken stellen wir komplexe und extreme Beanspruchungen im Labor nach und bestimmen die kritischen Erfolgsfaktoren.

FuE-Leistungen zur tribologischen Bauteilprüfung und Systemanalyse

Tribologische Systemanalyse

 

Systemanalysen können entsprechend der Empfehlungen der Gesellschaft für Tribologie (GfT-Arbeitsblatt 7) oder individuell angepasst erfolgen. Diese Analyse bildet die Grundlage für die Beschreibung, Bewertung und Optimierung von tribologischen Systemen.

Tribologische Standardprüfungen


Sie benötigen für die Zertifizierung Ihrer Werkstoffe und Bauteile, Reib- oder Verschleißkennwerte entsprechend einer bestimmten Richtlinie. Wir charakterisieren und bewerten einsinnige und oszillierende Gleitbeanspruchungen sowie rollende und abrasive Beanspruchungen unter Medien- und Temeperatureinfluss.

Tribologische Bauteilprüfungen

 

Für viele Bauteile haben wir spezifische Prüfstände, um Praxis-bedingungen nachzustellen und Optimierungsstrategien zu testen. Beispiele sind Prüfstände für Ventilen von Gasmotoren, Radiallager, Wälzlager, Axial-Gleitlager und Gleitringdichtungen, Nebendichtungen. Für Ihren speziellen Anwendungsfall entwickeln wir Prüfaufbauten zur Aufklärung der Reib- und Verschleißmechanismen.

Schadensanalysen

 

Zur Ursachenaufklärung von Schäden an Bauteilen stellen wir die Einsatzbelastungen nach und untersuchen in Modellversuchen unterschiedliche Einflussfaktoren. Dies ermöglicht bei komplexen Belastungsszenarien eine Rückverfolgung typischer Versagensmuster. Eine spezifische Bauteilprüfung in Kombination mit der umfassender Materialanalytik führt zur zielgerichteten Aufklärung Ihres Schadensfalls und zu Maßnahmen zur nachhaltigen Vermeidung.

Entwicklung von Prüftechniken

 

Maßgeschneiderte Lösungen brauchen maßgeschneiderte Prüftechniken. Wir stellen kundenspezifische Belastungsbedingungen im Labormaßstab nach und konzipieren dafür wirtschaftliche und effektive Prüfaufbauten.

Materialanalytik

 

Mit umfassenden materialanalytischen Methoden untersuchen wir die Auswirkungen tribologischer Beanspruchungen auf die Komponenten eines Tribosystems. Damit machen wir Verschleißmechanismen, Mikrostrukturschädigung, Schmierstoffzersetzung oder Korrosion messbar und bewertbar.

Werkstoff- und Bauteilsimulation

 

Um tribologische Herausforderungen zu bewältigen, simulieren wir Verschleiß, Erwärmung und Belastung in Werkstoffen und Bauteilen.  Ebenso nutzen wir numerische Simulationen, um die Funktionalität von Werkstoffen, Bauteilen und tribologischen Systemen unter Wasserstoffatmosphäre und unter Wasserstoffbelastung zu verbessern.

Entwicklung von Tribosystemen und Werkstoffsubstitution

 

In vielen Lagern, Gleitpaarungen oder Schmierstoffen kommen kritische Rohstoffe zum Einsatz, die ersetzt werden sollen. Hierfür konzipieren wir Substitutionsstrategien und identifizieren geeignete Ersatzmaterialien. In einem gesamtheitlichen Ansatz bewerten wir die Machbarkeit, die Herstellbarkeit und die Funktionalität.

Warum sollte mein Unternehmen mit dem Fraunhofer IWM bei tribologischer Bauteilprüfung und Systemanalyse zusammenarbeiten? 

Mit unserem werkstoffwissenschaftlichen Know-how schlagen wir die Brücke zwischen dem Verhalten und den Eigenschaften von Materialien und der Funktion, der Effizienz, der Sicherheit und der Langlebigkeit daraus hergestellter tribologischer Systeme.

Wir liefern das Werkstoffwissen, die Methoden und Lösungsoptionen, mit denen Entscheider in Unternehmen abgesicherte werkstofftechnologische Weichenstellungen zur Funktion, Wirtschaftlichkeit und Langlebigkeit ihrer Produkte und Systeme vornehmen können.

Wir haben Freude daran, gemeinsam mit Expert*innen aus Unternehmen werkstofftechnologische Herausforderungen zu erschließen und in ein wirtschaftliches und effektives Forschungsprojekt zu überführen.

Publikationen zum Thema Tribologische Bauteilprüfung und Systemanalyse

 

Beiträge in Zeitschriften, Büchern und auf Konferenzen sowie Dissertationen und Projektberichte...