Wasserstofftribologie – Tribologie für Wasserstofftechnologien

© Fraunhofer IWM

In direkter Wasserstoffumgebung oder unter Wasserstoffeinfluss neigen Werkstoffe zu Veränderungen, die zu Frühausfällen und Schädigungen von Komponenten führen können. Um die Lebensdauer und Zuverlässigkeit unter diesen Bedingungen zu verbessern, werden Werkstoff- und Schmierstoffkonzepte benötigt, die den Schädigungsmechanismen entgegenwirken.

Ein limitierender Faktor für die Lebensdauer hochbelasteter Wälzlager ist die Entwicklung von Schäden in der Kontaktfläche. Dabei entsteht im Wälzkontakt atomarer Wasserstoff aus dem Schmierstoff oder aus Feuchtigkeit. Durch den in die Stahloberflächen eindiffundierenden Wasserstoff entsteht eine der häufigsten Schädigungsformen von geschmierten Wälzkontakten die sogenannten „white etching cracks“ (WEC).

Der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur erfordert zusätzlich eine Entwicklung von Systemkomponenten, die in direktem Kontakt zu Wasserstoff sicher und wartungsfrei funktionieren müssen. Die damit verbundenen großen Unsicherheiten bei der Absicherung der Funktionsfähigkeiten solcher Infrastrukturkomponenten wie Kompressoren oder Armaturen müssen beseitigt werden, indem tribologisch beanspruchte Werkstoffe, Schmierstoffe und Komponenten einsatznah untersucht, geprüft und bewertet werden.

Wir klären die Wirkmechanismen von Wasserstoff in tribologischen Systemen auf. Wir bewerten die Lebensdauer tribologischer Systeme unter Wasserstoffbelastung und wir erarbeiten Lösungen, wie die Leistungsfähigkeit tribologischer Systeme im Kontakt mit Wasserstoff erhöht werden kann.

FuE-Leistungen zur Wasserstofftribologie für Ihr Unternehmen

Tribologische Prüfmethoden

 

  • Untersuchungen zum Einfluss der Schmierstoffformulierung auf die Freisetzung von Wasserstoff im tribologischen Gleitkontakt mittels elektrochemischer Zelle (Devanathan-Stachurski)
  • Wälzlagerprüfungen zur Risikobewertung von Schmierstoffen hinsichtlich wasserstoffinduzierter Wälzlagerschäden
  • Untersuchung von Wälzlagerwerkstoffen und Schmierstoffen hinsichtlich deren Verhalten unter Wasserstoffatmosphäre in Wälzlagerprüfung
  • Auslagerung von Werkstoffen und Schmierstoffen in Wasserstoffatmosphäre. Untersuchung von Veränderungen der tribologischen Eigenschaften infolge der Auslagerung
  • Quantifizierung des Verschleißverhalten von Ventilen für Verbrennungsmotoren unter verschiedenen Atmosphären, Belastungen und Temperaturen

Material- und Schadensanalysen

 

  • Untersuchungen von wasserstoffinduzierten Schädigungen an Bauteilen wie beispielsweise WEC-Schäden in Wälzlagerungen
  • Wasserstoffanalyse von Bauteilen und Komponenten mittels Trägergasheißextraktion und thermischer Desorptionsspektroskopie. Messung der integralen Wasserstoffmenge und oder der Bindungsenergien von Wasserstoff in den Proben
  • Oberflächenanalysen hinsichtlich tribologischer Schädigungsmechanismen sowie der Oberflächenzusammensetzung
  • Aufklärung von mikrostrukturellen Schädigungen infolge der Wasserstoffbelastung
  • Schmierstoffanalysen hinsichtlich Schmierstoffdegradation

Entwicklung von Konzepten, Simulationen und Prüftechnik

 

  • Lebensdauererhöhung von tribologischen Systemen unter Wasserstoffatmosphäre
  • Verbesserung der Degradationsstabilität von Schmierstoffen unter Wasserstoffbelastung
  • Messzellen zur in-situ Wasserstoffdetektion im tribologischen Versuche
  • Tribologischen Prüfkonzepten in Duckwasserstoffatmosphäre
  • Modellierung der Wasserstoffdiffusion im Tribokontakt mit dem Ziel:  Entwicklung von Lebensdauermodellen

nach oben

Ausgewählte Forschungsprojekte

Erhöhung der Lebensdauer, Belastbarkeit und Zuverlässigkeit von Lager- und Getriebekomponenten in Windkraftanlagen

 

Im Projekt WindPower-Life wurde die Entstehung und Vermeidung versagenskritischer elektrischer und elektrochemischer Störeinflüsse in Lager- und Getriebekomponenten untersucht. Auf einer Modellebene wurde gezeigt, wie diese Störeinflüsse so beeinflusst werden können, sodass die Neigung des Systems zu frühzeitigem Versagen erheblich vermindert wird.

Weitere Informationen:

Projektprofil: WindPower-Life: Erhöhung der Lebensdauer, Belastbarkeit und Zuverlässigkeit von Lager- und Getriebekomponenten in Windkraftanlagen - Fraunhofer IWM

Entwicklung einer Simulationsmethode zur Vorhersage der Lebensdauer von Wälzlagern im Kontakt mit Wasserstoff

 

Das Projekt CoLifeHy zielt darauf, frühzeitige Ausfälle von Wälzlagern aufgrund wasserstoffinduzierter Schädigungen vorherzusagen und zu vermeiden.

Mit der in diesem Projekt zu entwickelnden Simulationsmethode wird die kontaktspannungsinduzierte Wasserstoffdiffusion als Funktion der Wasserstoffkonzentration sowie deren Auswirkung auf das mechanische Werkstoffverhalten, die Wasserstofffallendichte und die inneren Materialspannungen modelliert. Um quantitative Lebensdauervorhersagen zu erstellen, werden an wasserstoffbeladenen Proben Werkstoffkennwerte ermittelt.  Ermüdungsversuche mit wasserstoffbeladenen Wälzlagern verdeutlichen den Einfluss des Wasserstoffgehalts auf die Lebensdauer. Der Wasserstoffgehalt in den Proben wird durch Wasserstoffanalysen genau bestimmt.

Weitere Informationen:

Projektprofil: CoLifeHy: Numerische Modellierung zur Lebensdauervorhersage von geschmierten Wälzkontakten unter Wasserstoffeinfluss - Fraunhofer IWM

nach oben