Ihr Substrat trocknet aktuell langsam und Sie würden dies gerne beschleunigen? Eine anspruchsvolle Aufgabe. Bei großvolumigen keramischen Bauteilen wie z.B. Gebrauchs- oder Sanitärkeramiken, die mittels Schlicker- oder Druckguss hergestellt werden, treten oft schon beim Trocknen erste Abweichungen von der Soll-Form auf. Aufgrund der Feuchte ist das Material anfangs sehr nachgiebig, und so kann es infolge der Schwerkraft zu Verformungen kommen. Wegen den vom Feuchtegehalt abhängigen viskosen Eigenschaften des Schlickers und des sich bildenden Scherbens spielt die Zeitspanne der Krafteinwirkung und der Fortgang der Trocknung hier eine große Rolle. Die Abbildung links oben zeigt ein Beispiel einer solchen Simulation in der die Feuchtigkeit über die Zeit abnimmt und das Bauteil leicht schrumpft. Darüber hinaus kann es durch inhomogene Trocknungsschwindungen zur Rissbildung kommen. Auch diese Rissbildung kann in der Simulation abgebildet werden. In mehreren öffentlichen und industriefinanzierten Projekten mit namhaften Keramikherstellern wurden für diese Problemfelder die am IWM entwickelten Modelle angewendet. Die Abbildung links unten zeigt die Trocknungsverläufe für verschiedene Umgebungstemperaturen. Durch die Simulation konnte so der Aufwand zur Ermittlung der optimalen Form deutlich reduziert werden.
Der Entbinderungsprozess ist umso problematischer, je größer das Bauteil ist. Wegen der längeren Wege dauert der Transport zur Oberfläche länger und es baut sich in der größeren Zeitspanne ein größerer Druck auf. In der Abbildung links sieht man z.B. den Binderanteil über die Dicke eines Hartmetallteils. Generell gilt, je größer das Bauteil, desto problematischer das Austreiben des Binders, aber auch bei kleineren Teilen kann das Austreiben problematisch sein, wenn der Binder den Porenraum vollständig – oder fast vollständig - ausfüllt. Immer geht es dabei um die Frage, wie das Temperaturprofil gestaltet werden muss, damit die Entbinderung möglichst rasch aber ohne Schädigung durchgeführt werden kann.
Im Projekt SprAID geht es darum, eine KI zur Vorhersage der Prozessparameter beim Sprühtrocknen zu entwickeln, um ohne aufwändige Trial-and-Error-Versuche eine erwünschte Partikelgrößenverteilung zu erreichen. Ziel ist es, die richtigen Einstellungen beim Sprühtrocknen schnell zu bestimmen. Diese wird durch die im Projekt entwickelte KI gewährleistet, die als Assistenzsystem fungiert und als PC-Version verfügbar sein wird. Sie suchen nach einem einfachen Einstieg in das Sprühtrocknen oder Sie fragen sich ob der Sprühtrockner die gewünschten Eigenschaften hervorbringen kann? Das System wird konkrete Empfehlungen für Prozess- und Stoffparameter wie Temperatur, Suspensionsstrom oder Gasfluss geben. In Zusammenarbeit mit dem Kunststoffzentrum (SKZ) und dem Europäischen Zentrum für Dispersionstechnologien (EZD) verfolgt das IWM hier einen ganzheitlichen Ansatz. Das EZD führt experimentelle Untersuchungen am Sprühtrockner durch, während das IWM die Daten durch numerische Simulationen ergänzt. Experimentelle und numerische Daten werden anschließend vom SKZ genutzt, um die KI zu trainieren. SprAID steht für „Optimierte Sprühtrocknungsprozesse durch ein Assistenzsystem mit künstlicher Intelligenz unter Berücksichtigung einer hybriden Datenbasis“.