Beim Pulverbettschmelzen von Metallen mittels Laserstrahl (Laser Beam Powder Bed Fusion for Metals, PBF-LB/M), einer Untergruppe der additiven Fertigungsverfahren, wird das Schicht für Schicht aufgebrachte Pulver lokal verschmolzen. Hierbei gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Optimierung, um die Druckgeschwindigkeit oder die Druckgenauigkeit zu erhöhen. Sie wollen die Materialeigenschaften vorhersagen oder optimieren und dabei die Kosten reduzieren? Wir können Ihnen dabei helfen. Das Fraunhofer IWM ermöglicht die Simulation des Pulverbettverfahrens und hat dafür eine Simulationskette entlang des kompletten PBF-LB/M-Prozesses entwickelt, angefangen mit dem Pulverschichtauftrag über das Laserschmelzen und die Mikrostrukturbildung bis hin zur Abschätzung bestimmter lokaler mechanischer Eigenschaften des gefertigten Bauteils. Die Komplexität des Prozesses erfordert die Kombination von mehreren Simulationsmethoden, zeigt dafür aber auch auf welche Methoden es bei der Prozessoptimierung beim Pulverbettverfahren gibt. Die Diskrete Elemente Methode (DEM) wird für Simulationen des Pulverauftrags verwendet. Mittels Raytracing wird die Laserstrahlung inkl. möglicher Reflexionen abgebildet. Smoothed Particle Hydrodynamics (SPH) Simulationen werden dann genutzt, um die Strömung im Schmelzbad unter Berücksichtigung von thermokapillaren Effekten und dem Rückstoßdruck der Gasphase zu untersuchen. Die dafür benötigten Materialeigenschaften werden aus thermodynamischen CALPHAD-Simulationen gewonnen. Das Temperaturfeld des Schmelzbades ist mit einem zellulären Automaten gekoppelt, der das Wachstum dendritischer Körner berechnet und somit eine Vorhersage für die während der Erstarrung gebildete Mikrostruktur liefert. Hierüber erfährt man den Einfluss der Laserleistung auf die Gefügestruktur. Diese Mikrostruktur wird dann für die Kristallplastizitäts-Finite-Elemente-Analysen zur qualitativen Beschreibung texturabhängiger mechanischer Eigenschaften verwendet. Die Betrachtung der kompletten Kette erlaubt es Zusammenhänge wie den Einfluss der Legierungszusammensetzung auf die Werkstückqualität abzuschätzen. Natürlich können wir Ihnen auch einen Parametersatz für Ihre eigenen Simulationen zur Verfügung stellen.
Um neue Kunststoffe in der additiven Fertigung mittels Pulverbettschmelzen (PBF-LB/P) zu verarbeiten, bedarf es der Kenntnis von materialspezifischen Prozessparametern. Sie suchen die optimalen Prozessparameter für ihr Verfahren? Diese werden häufig in aufwändigen Versuch-und-Irrtum-Zyklen ermittelt. Um den Einfluss des Ausgangspulvers auf die finalen Materialeigenschaften abzuschätzen, wird in einem Verbundprojekt mit unseren Partnern vom Kunststoffzentrum SKZ in Würzburg ein Zusammenhang zwischen Materialdaten, Prozessparametern und Bauteilqualität entwickelt. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogramms 2122 Werkstoffe für die Additive Fertigung gefördert. Dabei werden die Laserbestrahlung und die thermoviskose Strömung bei PBF-LB/P sowohl theoretisch als auch durch transiente numerische Simulationen, die einzelne Pulverpartikel räumlich auflösen, analysiert (siehe nebenstehende Abbildung). Basierend auf den Ergebnissen wird ein neuartiges Verhältnis von Laserenergieeintrag und Energiebedarf zum Aufschmelzen des Polymers - die Attenuation Melt Ratio (AMR) - eingeführt, die Materialeigenschaften und Prozessparameter in Beziehung setzt. Auf der Grundlage des AMR werden normalisierte Prozessdiagramme erstellt, die Prozessfenster für optimale Bauteileigenschaften enthalten. Konkret erlauben die Simulationen eine Vorhersage des Einflusses von Laserleistung und Lasergeschwindigkeit sowie Partikelgröße und Partikelform auf die Produktqualität. Sie als Anwender können dadurch die optimale Laserleistung abschätzen und mit diesem Wissen Ihren Energiebedarf senken und den Prozess nachhaltiger machen. Die Vorhersagequalität der Prozessfenster wird durch die Bewertung der mechanischen Eigenschaften der hergestellten Teile aus verschiedenen Polymeren bestätigt.
Beim Pulverbettschmelzen wird das Pulver in den Bauraum eingebracht, um eine möglichst homogene neue Schicht zu erzeugen. Ein geeignetes Simulationsverfahren muss in der Lage sein, die Partikelgrößenverteilung abzubilden, das Fließverhalten der Partikel genau zu erfassen und Wechselwirkungen mit Anlagenteilen wie der Rakel oder der Walze zu berücksichtigen. Passend hierfür ist die Diskrete Elemente Methode (DEM), bei der die simulierten Partikel durch Abstoßung, Gleit- und Rollreibung, Dissipation und Kohäsion miteinander wechselwirken. Die Simulation des Pulverauftrags ist in der Abbildung dargestellt, wo eine Walze eine neue Pulverschicht im Bauraum erzeugt. Die Homogenität und Dichte der erhaltenen Pulverschicht kann in Abhängigkeit von Pulvereigenschaften wie Reibung und Kohäsion sowie von Prozessparametern wie der Translations- und Rotationsgeschwindigkeit der Walze variieren. Die für die Simulation benötigten Pulvereigenschaften werden am Fraunhofer IWM experimentell ermittelt.
Bei der additiven Fertigung mit sinterbasierten Verfahren können beim Brand aufgrund von Schwerkrafteinflüssen oder schwindungsinduzierten Reibungseffekten auf der Sinterunterlage Abweichungen von der gewünschten Form auftreten. Diese Verformung kann vorhergesagt werden. Im Gegensatz zu klassischen Formgebungsverfahren, bei denen die Kompensation solcher unerwünschten Abweichungen oft aufwändig ist, kann bei additiven Fertigungsverfahren eine entsprechende Kompensation beim Bauprozess im Prinzip einfach berücksichtigt werden. Das Fraunhofer IWM hat deswegen eine Simulationsmethode entwickelt, die die erforderliche Druckgeometrie durch Simulation eines »inversen« Sinterprozesses automatisiert bestimmt.
Bei der Materialextrusion dominiert die Fluidrheologie das Druckverhalten. Bei diesen Prozessen, wie z.B. dem Schmelzschichtverfahren (Fused Filament Fabrication, FFF), wird ein Polymerfilament während des Prozesses in einer heißen Düse aufgeschmolzen und aus der Düsenöffnung gedrückt. Das Filament kann dabei auch aus einer Mischung von hochschmelzenden Partikeln (z.B. einem Metallpulver) und einer Kunststoffmischung bestehen. Auch beim Robocasting wird eine Paste durch eine Düse extrudiert. Die Simulation dieser Prozesse ermöglicht eine gezielte Untersuchung prozessbezogener Fragestellungen: Wie muss reagiert werden, wenn die Düse verstopft, der Volumenstrom nicht gleichmäßig auftritt, der Bauraum nicht vollständig ausgefüllt wird oder die gedruckten Linien zu dünn bzw. zu dick sind? Beim Robocasting wurde z.B. eine Paste betrachtet, die neben dem Trägerpoymer keramische Partikel verschiedener Formen und Größen enthält. Die Zusammensetzung der Paste bestimmt die Fließeigenschaften während des Druckvorgangs und die Materialeigenschaften des gefertigten Bauteils. Daher sind maßgeschneiderte Pastenzusammensetzungen erforderlich, um das gewünschte Druckobjekt zu realisieren. Die Identifizierung einer idealen Paste ist sehr ressourcenintensiv. Numerische Simulationen helfen hier durch die Korrelation von Formulierungen und dem Fließverhalten einer Paste die Anzahl der Versuch-und-Irrtum-Zyklen zur Ermittlung einer optimalen Pastenzusammensetzung zu reduzieren. In diesem Beispielprojekt wurden die Einflüsse des Füllgrads von plättchen- und kugelförmigen Bestandteilen einer Paste auf die Pastenviskosität untersucht und experimentell validiert.